Pflichtteilsminderung ist ein wichtiges Konzept im österreichischen Erbrecht. In manchen Situationen besteht die Möglichkeit, den Pflichtteil zu reduzieren – und in diesem Artikel erfahren Sie mehr darüber, wie dies funktioniert und wann es angewendet wird.
Das Pflichtteilsrecht in Österreich
Das österreichische Erbrecht hat das Prinzip der Testierfreiheit als Grundlage. Dies gibt jedem die Freiheit, sein Erbe so zu gestalten, wie er es wünscht. Allerdings garantiert das Pflichtteilsrecht bestimmten nahen Angehörigen, wie Ehepartnern und Kindern, einen Mindestanteil am Erbe. Doch es gibt Situationen, in denen dieser Pflichtteil reduziert werden kann.
Wann kann der Pflichtteil gemindert werden?
Die Idee hinter dem Pflichtteilsrecht ist die familiäre Verbundenheit. Wenn diese nicht gegeben ist, bietet das Gesetz die Möglichkeit, die Pflichtteilsquote zu halbieren. Es gibt vier Kriterien, die erfüllt sein müssen:
Es muss ein fehlendes familiäres Naheverhältnis vorliegen, welches in der Regel zwischen Familienmitgliedern besteht.
Diese Entfremdung muss über einen längeren Zeitraum bestehen. Der Gesetzestext spricht vage von einem „längeren Zeitraum“, wobei nach bisherigen Interpretationen 20 Jahre als ein solcher Zeitraum angesehen werden können.
Die Person, die das Testament erstellt, darf nicht grundlos das familiäre Naheverhältnis vermieden haben oder einen berechtigten Grund für den Kontaktabbruch durch den Pflichtteilsberechtigten verursacht haben.
Es ist notwendig, dass die Pflichtteilsminderung in einem Testament verfügt wird. Es ist ratsam, in der Verfügung die Gründe für die Reduzierung genau anzugeben und gegebenenfalls Beweise beizufügen.
Empfehlungen für den Umgang mit der Pflichtteilsminderung
Das Thema Pflichtteilsminderung ist heikel und kann zu Auseinandersetzungen in der Familie führen. Wer mit dem Gedanken spielt, den Pflichtteil zu mindern, sollte sich rechtlich beraten lassen und möglicherweise bereits zu Lebzeiten das Gespräch mit den betroffenen Angehörigen suchen. Eine frühzeitige Klärung kann helfen, spätere Konflikte zu vermeiden und für Klarheit bei allen Beteiligten zu sorgen.